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Studienfach: Theologie (Promotion)

Einrichtung: Karls-Universität

Zeitraum und Ort: 1.9.2013 –  31.8.2014, Brno / Brünn

Stipendienprogramm: Stipendium des Ministeriums für Schulwesen, Jugend und Sport der Tschechischen Republik (MŠMT ČR)


Praktische Erfahrungen

Vorbereitung des Aufenthaltes

Als Promotionsstudentin musste ich mich vor meinem Aufenthalt an der Theologischen Fakultät der Karlsuniversität in Prag insbesondere um eine/n tschechische/n Betreuer/in kümmern, welche/r bereit war, mein Projekt für das akademische Jahr 2013/14 auf Deutsch zu betreuen. Da ein Großteil der Lehrenden an der Evangelisch-Theologischen Fakultät in Prag die deutsche Sprache hervorragend beherrscht, stellte dies allerdings kein großes Problem dar.

Ebenso wurde mir eine Unterkunft im Studentenwohnheim „Kolej Komenského“ von Seiten des Office for International Relations der Theologischen Fakultät in Prag organisiert, wobei ich das Glück hatte, ein Einzelzimmer zu bekommen, was bei einer Unterbringung im Studentenwohnheim in Prag mitunter schwierig bzw. unmöglich sein kann. Da viele Prager Studierende zur Untermiete bei sich aufnehmen, stellt eine privat organisierte Zimmersuche in Prag eigentlich kein Problem dar und ist gegenüber einer Unterbringung im Studentenwohnheim unbedingt erwägenswert.

Anreise und Ankunft am Studienort

Anreise und Ankunft am Studienort hatte ich mir persönlich sehr selbstständig organisiert, zumal eine sehr gute Busverbindung der Deutschen Bahn zwischen den großen bayrischen Metropolen Nürnberg, München und dem Prager Hauptbahnhof besteht.

Für die Anreise/Ankunft in Prag (Abholen vom Hauptbahnhof und gemeinsame Suche der jeweiligen studentischen Unterkunft) organisiert die jeweilige Fakultät oftmals eine Art Mentoring-System, sodass Prager Studierende einen Austauschstudenten als Mentee zugewiesen bekommen und eine Art betreute Anreise und Ankunft am Studienort für diesen organisieren.

Vom Office for International Relations der Theologischen Fakultät in Prag werden alle internationalen Studierenden, die neu an die Fakultät kommen, daneben hervorragend betreut. Das Office organisiert Ende September (noch vor dem eigentlichen Lehrbetrieb) einen zweiwöchigen Orientierungskurs, welcher eine Kombination aus tschechischem Sprachkurs (findet zwei Wochen lang von Montag bis Freitag vormittags statt) und gemeinsamen Ausflügen (z.B. zum historischen Berg Ríp, Besuch diakonischer Einrichtungen/z.B. Krabčice senior citizens' home, nach Theresienstadt) darstellt, aber auch Hilfestellungen in vielen organisatorischen Fragen bietet (u.a. in Form von gemeinsamen Behördengängen, Immatrikulation, Einführung in verschiedene Bibliotheken etc.).

Insgesamt sind diese Einführungswochen darauf angelegt, die studentische Gemeinschaft der internationalen Studierenden aufzubauen und zu stärken, ebenso wie einen Einblick in das alltägliche Leben und die kulturelle Vielfalt der Großstadt Prag zu gewähren.

Sollte es über diese zwei Einführungswochen hinaus im studentischen Alltag Probleme (aller Art) geben (z.B. in Form der Notwendigkeit eines Arztbesuches, Probleme im Studentenwohnheim etc.), so wird von Seiten des Office for International Relations stets sofort geholfen.

Aufenthalt am Studienort

Ist man als Studierender an der Universität in Prag immatrikuliert, so bekommt man (meistens bis zum 28. Lebensjahr) allerlei Vergünstigungen, angefangen bei ermäßigten Studententickets für die Öffentlichen Verkehrsmittel, bis hin zu vielen Vergünstigungen für das kulturelle Leben Prags. Die Anschaffung eines internationalen Studentenausweises (ISIC) ist wohl lohnenswert. Das Stipendium des Tschechischen Schulministeriums reicht ansonsten aus, um alle Lebenserhaltungskosten (Unterkunft, Lebensmittel, etc.) für einen Aufenthalt in Prag abzudecken.

Lohnenswert ist an Sonntagen ein Besuch der Deutschen Kirchengemeinde St. Martin in der Mauer in Prag, wo Gottesdienste auf Deutsch stattfinden; ebenso werden (studentische) Neuankömmlinge dort sehr herzlich empfangen und – auf Wunsch – in das Gemeindeleben eingebunden.

Akademische Erfahrungen und Weiterqualifikationen

Studium an der Hochschule

„Als besonders reizvoll empfand ich persönlich die theologische und kirchliche Begegnung in Prag gerade deswegen, da es sich bei Tschechien um das Land in Europa handelt, welches am meisten von der Säkularisierung betroffen ist.“

An der Theologischen Fakultät der Karls-Universität in Prag studiert man in Gemeinschaft mit jungen christlichen Theologen und Theologinnen, ebenso wie Studierenden der Diakonie und Sozialen Arbeit aus der ganzen Welt (hauptsächlich aus Europa, aber vereinzelt auch aus den USA und Afrika).

Trotz der unterschiedlichen Kontexte, aus denen man kommt (Evangelisch-Lutherische Kirche, Hussitische Kirche, Reformierte Kirche, Charismatische Bewegung), bietet die Fakultät eine äußerst gastfreundliche, ökumenische Plattform und Förderstätte für theologische, kirchliche und kulturelle Begegnung aller Art.

Als besonders reizvoll empfand ich persönlich die theologische und kirchliche Begegnung in Prag gerade deswegen, da es sich bei Tschechien um das Land in Europa handelt, welches am meisten von der Säkularisierung betroffen ist. Dementsprechend schwindet zwar zunehmend die Autorität der Kirche in der modernen tschechischen Gesellschaft – eine Situation, welche sich gerade für die Evangelischen Kirchen vor Ort, die in höchstem Grade für ihre Finanzierung auf die Spenden ihrer (wenigen) Mitglieder angewiesen sind, als äußerst schwierig gestaltet; paradoxerweise hat gerade diese prekäre Situation aber auch ihre positiven Seiten, denn sie fördert das ökumenische Miteinander und den kirchlichen Dienst am Evangelium mit Blick auf die Basiskirchen, was sich insgesamt auch auf das theologische Profil der Fakultät auswirkt.

Die Evangelisch-Theologische Fakultät bietet – da ein Großteil ihrer Studierender aus dem Ausland kommt – jedes Semester eine Vielzahl an interessanten Lehrveranstaltungen auf Deutsch und/oder Englisch an. Kolloquien für Promovierende finden meistens leider auf Tschechisch statt.

Unbedingt lohnenswert ist der Besuch einer Veranstaltung im Rahmen der theologischen Disziplin Kirchengeschichte, insbesondere zur kirchlichen Situation in Tschechien bzw. dem östlichen Europa zur Zeit des Kalten Krieges; daneben gibt es auch oftmals interessante Veranstaltungen zu christlicher (Medizin-)Ethik.

Einbindung am Lehrstuhl (Eigene Projekte)

Die Gründung eines interdisziplinären (theologisch-philosophischen, fakultätsübergreifenden) Zentrums für antike und mittelalterliche Studien in Prag (Univerzitní centrum pro studium antické a středověké myšlenkové tradice, kurz: UNCE) bot mir die Möglichkeit, mein Projekt im Rahmen einer Tagung dieses Zentrums auf Deutsch vorzustellen und konstruktive Rückmeldungen von weiteren Kennern antiker Philosophie zu erhalten.

Einschätzung der Ergebnisse

Ein ganz besonderes Vergnügen bereitete mir das professionelle Erlernen der Tschechischen Sprache, wie es in Form eines Sprachkurses für ausländische Studierende an der Theologischen Fakultät für ein Semester angeboten wurde, entsprechend dem Konzept: „the more Czech you learn, the more you will get out of your stay in Prague.”

Im Rahmen dieses Tschechischkurses kamen Studenten und Studentinnen der Evangelischen Theologie, Religionswissenschaft, Diakonie und Sozialen Arbeit u.a. aus Deutschland, Frankreich, Dänemark und England zusammen. Wir lernten nicht nur die Tschechische Sprache, sondern gewannen durch unseren engagierten Kursleiter darüber hinaus auch viele wertvolle Einblicke in tschechische Lyrik und Literatur, Mentalität, Kultur und Alltag (z.B. Feier eines traditionell tschechischen Weihnachtsfestes).

Dass das Verfassen prosaischer und lyrischer Abhandlungen auch von Seiten der Lehrenden an der Prager Theologischen Fakultät zum Profil gehört, halte ich für einzigartig und es bildet für mich persönlich den ganz besonderen Charme dieser Fakultät.

So ist es mein besonderes Anliegen, das Erlernen der Tschechischen Sprache auch für die Zeit nach meinem Aufenthalt an der Theologischen Fakultät in Prag zu vertiefen und weiterhin kleine lyrische Abhandlungen zu verfassen, zu denen mich mein Prager Aufenthalt insgesamt ermutigt hat.

Sehr gerne möchte ich daneben (wieder in Deutschland angekommen) Kontakte zu dem interdisziplinär angelegten Projekt Europa macht Schule, gefördert durch das BMBF und koordiniert durch den DAAD, knüpfen und mich im Rahmen dieses Projektes engagieren.


 Text: Stipendienbericht / Foto: Univerzita Karolva

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